Sustainability
Für eine effektive Reduktion der CO2-Emissionen braucht es einheitliche Standards der Bilanzierung und eine engere Kooperation zwischen Energiewirtschaft und Immobilienbranche.
Wir bringen Sie auf den aktuellen Stand.
Statt abzuwarten gilt es, Chancen zu ergreifen und sich proaktiv mit den neuen Anforderungen der CSRD auseinanderzusetzen.
Erfahren Sie mehr dazu in unserem zweiten Artikel.
Bilanzierung von Fernwärme: Perspektiven der Energiewirtschaft und der Immobilienbranche
Fernwärme gilt als Hoffnungsträger für eine nachhaltige Energieversorgung, doch ihre Bewertung hängt stark von der jeweiligen Perspektive ab. Immobilienunternehmen stehen dabei vor speziellen Herausforderungen, insbesondere aufgrund der neuen Anforderungen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU. Welche dies sind und welche Lösungsansätze es dafür gibt, beleuchtet dieser Beitrag.
Effizienz und CO2-Bilanz aus Sicht der Energiewirtschaft
Fernwärme nutzt effizient Restwärme aus Industrie und Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und wird oft als CO2-arm beworben. Viele bisher genutzte Methoden untermauern diese Darstellung. Sie basieren jedoch auf Annahmen über Energiequellen und Effizienz. Von der Immobilienbranche werden sie kritisch betrachtet.
Herausforderungen für die Immobilienwirtschaft
Gemäß CSRD müssen Immobilienunternehmen ihre Scope-Emissionen detailliert ausweisen. Die CO2-Bilanz von Fernwärme hängt dabei stark von diesen beiden Faktoren ab:
- Anteil der fossilen Brennstoffe und der erneuerbaren Energien
- verwendete Bilanzierungsmethode
Unterschiedliche Bilanzierungsmethoden wie die Carnot-Methode oder das Stromgutschriftverfahren führen zu erheblich voneinander abweichenden CO2-Werten. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Zielerreichung bei der CO2-Reduktion und erschwert darüber hinaus die Vergleichbarkeit. Ohne einheitliche, im Zeitverlauf konsistente Verfahren ist es schwierig, die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen und die gesteckten Klimaziele zu erreichen.
Strategien für Immobilienunternehmen und -fonds
Immobilienunternehmen und Immobilienfonds, insbesondere Artikel-8- und Artikel-9-Fonds, setzen daher zunehmend auf proaktive Strategien wie diese:
- eigene nachhaltige Energieerzeugung, zum Beispiel Solar- oder Geothermie
- Kooperationen mit Anbietern erneuerbarer Energien
Diese Ansätze mindern die Risiken hinsichtlich künftiger Regulierungen, steigender Energiepreise und Investorenanforderungen.
Vorteile einheitlicher Berechnungsverfahren
Die Vielfalt an Bilanzierungsmethoden verkompliziert die Vergleichbarkeit und die Planung. Einheitliche Verfahren, die konsistent bleiben und regulatorische Anforderungen erfüllen, sind entscheidend, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Solche Standards würden
- Transparenz und Vergleichbarkeit für Immobilienunternehmen schaffen
- Vertrauen und Akzeptanz bei Investoren und Endverbraucher:innen fördern
- eine langfristige Planungssicherheit gewährleisten
Ein harmonisierter Ansatz stärkt die Zusammenarbeit zwischen Immobilienwirtschaft und Energiewirtschaft und fördert die erfolgreiche Dekarbonisierung.
Fazit: Kooperation für die Wärmewende
Die Zukunft der Fernwärme erfordert einheitliche Standards und gemeinsame Dekarbonisierungspfade. Nur durch eine enge Zusammenarbeit von Energiewirtschaft und Immobilienbranche lassen sich Nachhaltigkeitsziele und wirtschaftliche Chancen gleichermaßen realisieren.

Melanie Linke ist Senior Managerin und Head of Sustainability Corporate Real Estate bei PwC am Standort Berlin.

Sebastian Kreutel ist Partner und Head of Real Asset FS Consulting bei PwC am Standort Frankfurt am Main.
CSRD und Immobilienunternehmen: neue Berichtspflichten in unsicheren Zeiten
Die zweite Welle der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) bringt für viele Immobilienunternehmen erhebliche Veränderungen mit sich. Unternehmen, die bisher nicht von den Berichtspflichten betroffen waren, stehen nun vor der Herausforderung, die neuen Anforderungen zu erfüllen – und das in einem schwierigen politischen Umfeld. Insbesondere die Verzögerungen bei der Überführung der CSRD in deutsches Recht schaffen Unsicherheiten, die strategische Entscheidungen erschweren.
Neue Pflichten für Immobilienunternehmen
Die CSRD erweitert den Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen erheblich. Ab 2025 müssen auch viele Immobilienunternehmen, die bislang nicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet waren, ihre Daten zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten (ESG) in umfassenden Berichten offenlegen. Dies betrifft insbesondere mittlere Unternehmen.
Die neuen Anforderungen beinhalten:
- die detaillierte Offenlegung von Umweltkennzahlen: zum Beispiel zu Energieverbrauch und CO2-Emissionen der Immobilienportfolios
- die Berichtspflicht zu sozialen Aspekten: zum Beispiel zu Themen wie bezahlbarer Wohnraum, Mieter:innenzufriedenheit und soziale Verantwortung
- Governance- und Compliance-Aspekte: Offenlegung, wie Unternehmen Nachhaltigkeitsziele in ihre strategische Ausrichtung integrieren und regulatorische Vorgaben einhalten
Politische Unsicherheiten durch Regierungskrise
Die politische Unsicherheit in Deutschland, ausgelöst durch das Auseinanderbrechen der Ampelregierung, hat direkte Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft. Obwohl die CSRD auf europäischer Ebene beschlossen wurde, bleibt die Umsetzung in nationales Recht ein zentraler Schritt. Ohne diesen Rechtsakt bleibt unklar, wie die Anforderungen konkret umzusetzen sind.
Die Verzögerungen führen zu:
- rechtlicher Unsicherheit: Unternehmen wissen nicht, welche Berichtspflichten im Detail gelten werden.
- Planungsschwierigkeiten: Investitionen in ESG-Maßnahmen und Reportingsysteme werden erschwert, da unklar ist, welche Standards gelten.
- erhöhtem Risiko für Sanktionsdrohungen: Unternehmen laufen Gefahr, EU-Vorgaben zu verletzen, falls sie die Berichtspflichten nicht rechtzeitig umsetzen.
Strategische Herausforderungen und Lösungsansätze
Die Unsicherheit über die Umsetzung der CSRD bedeutet für Immobilienunternehmen, dass sie proaktiv handeln müssen, um Risiken zu minimieren und sich auf die neuen Berichtspflichten vorzubereiten.
Folgende Schritte sind erfolgsentscheidend:
- frühzeitige Etablierung von ESG-Reporting-Systemen: Selbst ohne nationale Gesetzgebung sollten Unternehmen europäische Vorgaben als Grundlage nutzen
- Integration von ESG-Daten in die Unternehmensstrategie: Nachhaltigkeit darf nicht als Pflichtaufgabe verstanden werden, sondern sollte Teil der langfristigen Wertschöpfung sein
- Kooperation mit Expert:innen: Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Berater:innen und Verbänden hilft, Unsicherheiten zu überwinden und Best Practices zu implementieren
Fazit: Unsicherheiten als Chance begreifen
Trotz der politischen Unsicherheiten ist die CSRD ein klarer Aufruf an die Immobilienwirtschaft. Unternehmen, die jetzt aktiv werden, können sich nicht nur auf die Berichtspflichten vorbereiten, sondern auch Wettbewerbsvorteile durch eine klare Nachhaltigkeitsstrategie sichern.
Die Immobilienwirtschaft steht vor einer Gelegenheit, Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt ihres Handelns zu rücken und so langfristig stabile und wertsteigernde Geschäftsmodelle zu schaffen. Die proaktive Auseinandersetzung mit den neuen Anforderungen der CSRD ist der Schlüssel, um in einem zunehmend regulierten und nachhaltigkeitsorientierten Markt erfolgreich zu bleiben.

Sebastian Kreutel ist Partner und Head of Real Asset FS Consulting bei PwC am Standort Frankfurt am Main.

Melanie Linke ist Senior Managerin und Head of Sustainability Corporate Real Estate bei PwC am Standort Berlin.

Aljoscha Schwedler ist Manager im Bereich Real Asset FS Consulting bei PwC am Standort München.
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