Wichtige Trends
- In einem auch 2023 von besonders vielen Herausforderungen geprägten deutschen Gesundheitsmarkt ist die Transaktionsaktivität mit insgesamt 234 Transaktionen dennoch höher ausgefallen als in den Vorjahren.
- Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Statistik durch zahlreiche Einzelverkäufe aus den Insolvenzen größerer Pflegeheimbetreiber geprägt ist. Auch im Krankenhaussektor kam es zu einigen Verkäufen aus der Insolvenz. Betroffen waren insbesondere kommunale und freigemeinnützige Krankenhäuser. Private Krankenhausbetreiber haben sich mit Zukäufen insgesamt eher zurückgehalten und Portfoliobereinigungen durch den Verkauf einzelner Einrichtungen selbst vorgenommen. Insgesamt hat sich der Markt insoweit eher zu einem Käufermarkt entwickelt. Teilweise werden mangels Interesses im Markt zunehmend auch Rekommunalisierungen durch die betroffenen Kommunen vorgenommen. Damit übernehmen sie eine Verantwortung, die sie eigentlich abgeben wollten.
- Nicht zuletzt angesichts des immensen Investitionsstaus bei baulichen Modernisierungen und immer höheren Personal- und Materialkosten, die nicht oder nur stark verzögert vergütet werden, erscheinen weitere Insolvenzen gerade von Krankenhäusern, wahrscheinlich. So hat Anfang 2024 mit Regiomed ein größerer kommunaler Klinikverbund einen Insolvenzantrag zur Sanierung in Eigenverwaltung gestellt. Es bleibt abzuwarten, ob den Krankenhäusern im Zuge einer Krankenhausreform im Jahr 2024 Finanzmittel in einer Höhe zur Verfügung gestellt werden, die deren wirtschaftliche Situation deutlich verbessern. Der Transaktionsmarkt für Krankenhäuser dürfte ansonsten auch im laufenden Jahr stark insolvenzgetrieben bleiben.
Erfasste Transaktionen1
1) Transaktionen, die in öffentlich zugänglichen Quellen aufgeführt sind
- Im ambulanten Bereich kam es nach den Ankündigungen des Gesundheitsministeriums, den Erwerb medizinischer Versorgungszentren durch Investoren weiter zu beschränken und nach der anschließenden Stellungnahme des Bundesrates im Juni 2023, anders als in den Vorjahren, zu keinen größeren Verkäufen von Praxisketten durch Finanzinvestoren. Vor allem ausländischen Investoren fehlt aktuell häufig das notwendige Vertrauen in die Wachstums- und Konsolidierungsperspektiven des deutschen Gesundheitsmarktes. Eine Ausnahme war der Verkauf des Dermatologikums durch ECM an Bergman Clinics (ein Portfoliounternehmen von Triton) aus den Niederlanden. Steigende Zinsen haben in diesem ohnehin anspruchsvollen Umfeld potenziellen Verkäufern auch nicht geholfen, Käufern hohe Bewertungserwartungen zu vermitteln. Nach längeren Bemühungen konnte jetzt dennoch im März 2024 Gilde Healthcare den Verkauf von RAD-x an ein Konsortium aus Swiss Life Asset Managers und Vesper Infrastructure Fund I vermelden. Es bleibt abzuwarten, ob womöglich speziell die Radiologie angesichts von zukünftig notwendigen Investitionen in Technologie - insbesondere KI - vom auflebenden Investoren-Interesse an größeren Transaktionen profitiert.
- Dennoch haben einige Praxisketten, die von Private-Equity-Gesellschaften gehalten und mit ausreichenden Finanzmitteln ausgestattet waren, weiter zugekauft. Von Vorteil waren hier vermutlich das (etwas) niedrigere Bewertungsniveau, weniger Wettbewerb und mehr veräußerungswillige Ärzte, die angesichts der Diskussion um Einschränkungen der Veräußerbarkeit von Praxen befürchten, ihre Altersversorgung zukünftig nicht mehr über den Verkauf ihrer Praxis absichern zu können. Besonders aktiv waren z. B. in der Radiologie Evidia (EQT) mit acht Übernahmen, in der Orthopädie Ortivity (Apheon ehem. Ergon Capital) und in der Dermatologie medermis (EOS). Dagegen hat es im Bereich der Zahnmedizin kaum Zukäufe gegeben. Nach hoher Aktivität in den Vorjahren stand hier vermutlich eher eine Konsolidierung der erworbenen Praxen an. Insgesamt bleibt der Markt stark fragmentiert und weiterhin gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Einzel- und Gemeinschaftspraxen.
- Das Transaktionsgeschehen im Rehabilitations- und Physiotherapiemarkt wurde 2023 hauptsächlich durch Übernahmen ambulanter Physiotherapien geprägt. Kam es in der stationären Rehabilitation 2022 noch vereinzelt zu Transaktionen, war es 2023 nur noch eine einzige. Der deutsche Marktführer Median Kliniken hat Hestia Alliance in Spanien erworben und damit sein europäisches Netzwerk ausgebaut. Im Dezember 2023 wurden die Verkaufsabsichten von Fresenius für die Vamed öffentlich. Vamed betreibt unter anderem stationäre und ambulante Rehabilitation. Insofern könnte sich 2024 der Transaktionsmarkt beleben.
- Bei den digitalen Leistungserbringern kam es 2023 ebenfalls zu keinen größeren Transaktionen. Hier steht aktuell wohl eher im Fokus, die unterschiedlichen Geschäftsmodelle so zu skalieren, dass eine attraktive Basis für spätere Exits geschaffen wird.
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