Strategy & Transformation
Die rentable Schaffung von Wohnraum durch Umnutzung von Nichtwohngebäuden ist möglich, wenn alle Stakeholder miteinander kooperieren und von Best Practices lernen.
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Wohnen. Stadt. Gewerbe. − das große Potenzial der Umnutzung von Nichtwohngebäuden
Der Wohnraummangel in Deutschland ist ein drängendes Problem, das innovative Lösungen erfordert. Eine vielversprechende Möglichkeit ist die Umnutzung und Aufstockung von Nichtwohngebäuden. Dieser Ansatz könnte nicht nur den dringend benötigten Wohnraum schaffen, sondern auch zur Belebung der Innenstädte beitragen.
Potenzial und Erkenntnisse
Studien zeigen ein überraschend großes Potenzial durch die Umnutzung und Aufstockung von Nichtwohngebäuden: Es ließen sich deutschlandweit etwa 1,3 Millionen zusätzliche Wohneinheiten schaffen. Besonders die Aufstockung bestehender Gebäude bietet große Chancen. Und durch Umnutzung könnten immerhin rund 360.000 neue Wohneinheiten entstehen.
Herausforderungen bei der Umnutzung
Die Umnutzung von Nichtwohngebäuden ist jedoch komplex und mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Ein wesentliches Hindernis sind die langwierigen Genehmigungsverfahren. Diese bürokratischen Hürden führen dazu, dass sich die Projekte oft verzögern und Zusatzkosten entstehen, bevor überhaupt mit dem Umbau begonnen werden kann.
Zudem eignen sich nicht alle Gebäude für eine Umnutzung. Insbesondere alte und unflexible Bausubstanzen und Grundrisse können problematisch sein. Doch auch bei grundsätzlich geeigneten Gebäuden sollten Umfang und Aufwand baulicher Anpassungen genau geprüft werden.
Politische und administrative Unterstützung
Für eine erfolgreiche Umsetzung von Umnutzungsvorhaben ist die politische und administrative Unterstützung entscheidend. Eine zentrale Forderung ist daher die Einrichtung spezieller Koordinierungsstellen in den kommunalen Bauämtern, die sich ausschließlich mit dem Thema Umnutzung befassen. Dies könnte die Genehmigungsverfahren erheblich beschleunigen und die bürokratischen Hürden reduzieren.
Aktuell gibt es bereits erste Initiativen auf Bundesebene, die das Thema Umnutzung fördern. So hat die Bundesregierung ein Maßnahmenpaket vorgelegt, das den Umbau leer stehender Gewerbeimmobilien zu neuen Wohnungen mit Fördermitteln unterstützt. Dennoch verbleibt die Hauptverantwortung für die Umsetzung der Maßnahmen bei den Ländern und Kommunen.
Best Practices und Leuchtturmprojekte
Es gibt bereits erfolgreiche Umnutzungsprojekte, die als Vorbilder dienen können. Sie veranschaulichen, dass Umnutzungen tatsächlich umsetzbar und dabei auch wirtschaftlich rentabel sein können. Eine umfassende Dokumentation und Analyse dieser Projekte wird helfen, positive Beispiele bekannt zu machen und Vorbehalte abzubauen.
Handelsimmobilien und Mischnutzung
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Umnutzung von Handelsimmobilien, die durch die Schließung großer Kaufhäuser leer stehen. Diese Gebäude bieten auch aufgrund ihrer zentralen Lagen in den deutschen Innenstädten enormes Potenzial für eine Umnutzung. Eine reine Wohnnutzung ist allerdings aufgrund der Belichtungsverhältnisse selten möglich, weshalb meist eine Mischnutzung angestrebt wird.
Fazit
Die Umnutzung und Aufstockung von Nichtwohngebäuden bietet eine vielversprechende Möglichkeit, dem Wohnraummangel in Deutschland entgegenzuwirken. Trotz der bestehenden Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf Genehmigungsverfahren und bauliche Anpassungen, stellt dieser Ansatz eine wichtige Ergänzung zu herkömmlichen Wohnungsbauprojekten dar. Politische Unterstützung und interdisziplinäre Zusammenarbeit sind für den Erfolg dieser Vorhaben entscheidend.
Die Initiative der Stadtretter
Eine zentrale Anlaufstelle für die Umsetzung dieser Ideen ist die „Initiative I Wohnen. Stadt. Gewerbe.“, die vom Netzwerk „Die Stadtretter“ ins Leben gerufen wurde. Die Initiative vereint Expert:innen aus verschiedenen Bereichen, um das Potenzial der Umnutzung und Aufstockung von Nichtwohngebäuden auszuschöpfen und praxisnahe Lösungen zu entwickeln. Sie bietet zudem eine Plattform für den Austausch von Best Practices und fördert die politische und administrative Unterstützung auf allen Ebenen.

David Rouven Möcker
ist Partner Capital Projects, Infrastructure und Real Estate bei PwC am Standort Berlin.

Alina Schehimi
ist Senior Associate Capital Projects, Infrastructure und Real Estate bei PwC am Standort Berlin.

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