Im Fokus
Rohstoffpreise sinken. Was sind die Gründe?
Als Folge des gestiegenen Zinsniveaus entsteht ein Nachfragerückgang nach Rohstoffen, insbesondere die wirtschaftliche Situation in China beeinflusst die Rohstoffpreise.
Seit Beginn der russischen Invasion der Ukraine, die kurzfristig zu einem Preisanstieg für Rohstoffe geführt hat, sind die Rohstoffpreise signifikant zurückgegangen und liegen teilweise deutlich unter Vorkriegsniveau.
Die im Zuge der hohen Inflationsraten geänderte Geldpolitik (steigendes Zinsniveau) hat gehemmtes Konsumverhalten und Investitionspolitik zur Folge, wodurch ein globaler Nachfragerückgang an Rohstoffen zu verzeichnen war – dieser wurde verstärkt durch die Aufwertung des US-Dollars.
Ausgewählte Rohstoffpreisentwicklung nach Beginn des Ukraine-Russland Krieges

Ausgewählte Rohstoffpreisentwicklung nach Beginn des Ukraine-Russland Krieges

Insbesondere die chinesische Konjunktur hat signifikanten Einfluss auf die Rohstoffpreise – die Krise im chinesischen Bau- und Industriesektor sowie verschärfte Handelskonflikte mit den USA haben zeitweise für Preisrückgänge bei den Rohstoffen Kupfer, Nickel, Aluminium und Eisenerz gesorgt. Zudem beeinflusst die aktuelle Situation der Automobilindustrie (strukturelle Krise, Mobilitätswende) als wesentlicher Nachfragetreiber die stark fallenden Preise für z.B. Palladium.
Der aktuelle Anstieg des Kupferpreises ist auf die zentrale Rolle von Kupfer in der Dekarbonisierung, das Nachfrageverhalten Chinas sowie die aktuelle Angebotsknappheit (zeitweise Schließung wichtiger Minen, schwindende Abbaukapazitäten durch vernachlässigte Exploration) zurückzuführen.
Die Rohstoffpreise sind anhaltend von der Entwicklung der laufenden geopolitischen Konflikte (Ukraine-Russland Konflikt, Krieg im Nahen Osten) abhängig. Für vereinzelte Rohstoffe ist mit Preisanstiegen zu rechnen – Unternehmen bietet sich die Chance, von günstigen Rohstoffpreisen zu profitieren und Vorräte aufzubauen.
Quellen: Bloomberg, S&P, Deka, Wirtschaftsdienst, Precious Metal Catalysts Global Market Competitor Report 2023, Handelsblatt, PwC Analyse
Preisfindung im Aluminiumhandel – Einblicke in die Praxis
Vor dem Hintergrund der dynamischen Rohstoffpreisentwicklungen sprachen wir mit einem Experten aus dem Edelmetallhandel über die aktuellen Herausforderungen und Trends der Branche. Unser Interviewpartner nimmt als Vertriebsverantwortlicher eines international tätigen Großhandels Aufträge entgegen und gestaltet Abnahmekonditionen. So konnten wir – mit Fokus auf Nicht-Eisen-Metalle und im Speziellen Aluminium – Einblicke in die Preisfindung gewinnen.
Im Maschinen- und Anlagenbau spielt die Absicherung gegen Preisschwankungen von Rohstoffen eine entscheidende Rolle. Unternehmen sehen sich immer wieder mit volatilen Märkten konfrontiert. Die Absicherbarkeit von Preisen orientiert sich jedoch grundsätzlich an den Bedarfsmengen und Umfang der laufenden Kundenbeziehungen. Eine – nicht abschließende – Einordnung abgesicherter Preismodelle mit ihren Vor- und Nachteilen aus Perspektive der Metallabnehmer1):
Im Abruf-/Spotpreisgeschäft sichert sich der Kunde gegenüber dem Händler einen Fixpreis zum Auftragszeitpunkt, während die Abnahme über mehrere fest definierte Abrufzeitpunkte erfolgt. Kapitalbindung und Preisentwicklungsrisiko kann der Kunde damit bis zum letzten Abruf ausschließen. Jedoch wird üblicherweise die Abnahme von vordefinierten Halbzeugen (bereits teilverarbeitete Metalle) vereinbart, so dass die Abnahme abweichender Veredelungen (z.B. variierende Blechzuschnitte) i.d.R. nicht möglich ist. Das Abrufgeschäft sichert Preise häufig für etwa drei bis sechs Monate ab.

Abhängig vom Auftragsvolumen Sicherung attraktiver Spotpreise möglich

„Daytrading“-Kapazitäten im Einkauf erforderlich, i.d.R. gewisse Abnahmemengen erforderlich
Im Gegensatz zum klassischen Abrufgeschäft wird das Material bei Lagerkontrakten in gewünschtem Umfang physisch beim Händler eingelagert und vorgehalten. Auch hier erfolgen Abrufe des Materials, jedoch ohne zuvor definierte Zeitpunkte. Dem Kunden werden flexible Lieferzeitpunkte ermöglicht, jedoch fix vereinbarte Vorfinanzierungs-, Lager- und sonstige Kosten aufgeschlagen. Darüber hinaus ist die Abnahme des eingelagerten Materials verpflichtend. Lagerkontrakte werden für etwa bis zu einem Jahr geschlossen.

Mit der physischen Verfügbarkeit der Metalle beim Händler kann das Risiko übergeordneter Lieferengpässe überwiegend ausgeschlossen werden

Im Gegensatz zu Abruf-/Spotgeschäft höhere Kosten durch Bereitstellungsaufschlag
Eine komplexere Struktur weisen Formel-Preis-Vereinbarungen auf. Der Materialpreis berücksichtigt sowohl den börslichen Rohstoffpreis (in Europa via London Metal Exchange / „LME“) als auch einen Prämienanteil. Die Aluminiumprämie ist ein Aufschlag, den Käufer über den LME-Preis hinaus zahlen, um physisches Aluminium zu erwerben und bildet Komponenten wie Lieferort, Qualität, Lieferzeit und Steuern ab. Der Kunde sichert beide Materialpreisbestandteile i.d.R. nicht ab. Stattdessen werden sie retrograd ermittelt, beispielsweise auf Basis der Preisentwicklung der vergangenen zwei bis drei Monate. Der Materialpreis wird außerdem um die sogenannte Conversion (Bearbeitungspreis) erhöht. Dieser bildet Veredelungs- und Overhead-Kosten ab und kann i.d.R. für maximal ein Jahr gesichert werden.
LME-Aluminiumpreis (retrograde Ermittlung 2-3 Monate) + Prämie (retrograde Ermittlung 1-2 Monate) = Materialpreis + Conversion / Bearbeitungspreis (sicherbar bis zu 1 Jahr) = Einkaufspreis

Der Formel-Preis wird von „unten nach oben“ durchgereicht. Händler beziehen auf dieser Basis beim börsenlizensierten Erzeuger und geben die Konditionen (modifiziert) an den Kunden weiter.1)

Retrograde Preisermittlung dient dem Kunden als Markt-Puffer, der mögliche Eintritt von Risken und Chancen verzögert sich

Reaktionsfähigkeit auf positive Marktentwicklung eingeschränkt, wesentliches Preisentwicklungsrisiko liegt beim Kunden
LME Aluminium 3 months

WKN LMAHDS03 COMDTY
Neben den genannten Preisfindungsmechanismen kommen in der Praxis verschiedene Mischformen zum Einsatz. So kann beispielsweise ein variabler Rohstoffpreis mit fixem Bearbeitungspreis kombiniert werden. Individuell werden auch die Sicherungszeiträume vereinbart, jedoch übernehmen Händler i.d.R. eine Garantie von maximal zwölf Monaten.
Zuletzt rückten laut Experten vor allem geopolitische Entwicklungen die Relevanz von Preisabsicherungen im Aluminiumhandel wieder in den Vordergrund. Metallbauer, die ihr Material in der Vergangenheit in Russland bezogen, drängten zu Beginn des Jahres 2022 wieder auf den heimischen Markt und begründeten dort einen Verknappungseffekt. Seit Mitte 2022 erholten sich die LME-Preise zunächst. Erneut führten zu Beginn des Jahres 2024 jedoch u.a. russlandbezogene Import-Stops zu Preisanstiegen. Ähnliche Risiken entstehen aus der Einbeziehung des chinesischen Markts, z.B. aufgrund der Erhebung von Strafzöllen.
Ein nicht zu unterschätzender Preisfindungsfaktor liegt neben allen Marktrisiken zudem in der partnerschaftlichen Interaktion zwischen Händlern und Kunden. So schätzt unser Gesprächspartner das Vertrauen, welches sich zum Teil aus der jahre- bis zu jahrzehntelangen Zusammenarbeit mit seinen Kunden entwickelt hat.
“Insbesondere in Zeiten mit erheblichen Preisschwankungen rate ich den Kunden, die Preise nur für ca. drei Monate zu fixieren, da die Preise für eine längere Fixierung zu hoch wären. So ist es möglich innerhalb der drei Monaten Laufzeit erneut entsprechend dem aktuellen Markt neu zu verhandeln. Das kommt aber immer auf den Kunden an und es muss ein gewisses Vertrauen herrschen.”
1) Im Fokus des Gesprächs stand die Interaktion zwischen Händler als Lieferanten und Maschinen- und Anlagenbauern als abnehmenden Kunden. In der vorgelagerten Stufe zwischen Händler und Erzeuger bestehen üblicherweise Back-to-Back-Absicherungen, die dem Händler i.d.R. die Kalkulationsspielräume bieten.
Quellen: Persönliche Interviews mit Vertretung des Metallgroßhandels, LME ALUMINUM 3MO Bloomberg 2024, https://www.n-tv.de/wirtschaft/Briten-und-Amerikaner-stoppen-Metall-Import-aus-Russland-article24870298.html
Volumen und Wert von Mergers & Acquistions (M&A) im Jahr 2024 und die wichtigsten Themen für 2024
Geschäftsvolumen und Wert von Industrie- und Dienstleistungsgeschäften
- Die Anzahl und der Wert von Deals in den Bereichen Industrie und Dienstleistungen sanken zwischen der ersten Hälfte 2023 und der ersten Hälfte 2024 um jeweils 28% und 25%. Dieser globale Trend war teilweise eine Reaktion auf das schwierige makroökonomische und geopolitische Umfeld, wobei die regionale Leistung variierte.
- Im gleichen Zeitraum ging die Anzahl der Deals in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) um 31%, in Amerika um 30% und im asiatisch-pazifischen Raum um 20% zurück. Asien-Pazifik profitierte von stärkerer M&A-Aktivität in Indien, Südkorea, Australien und Japan.
- Die Leistung variierte auch je nach Sektor. M&A-Aktivitäten im Bereich Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung (A&D) sanken zwischen der ersten Hälfte 2023 und der ersten Hälfte 2024 um 36%, gefolgt von der Automobilbranche mit einem Rückgang von 32%. Selbst der widerstandsfähigere Geschäftsservicesektor verzeichnete einen Rückgang des Deal-Volumens um 30% in der ersten Jahreshälfte. Die Deal-Werte sanken in allen Sektoren außer im Bereich Ingenieurwesen und Bauwesen.
Volumen und Wert von Transaktionen im Industrie- und Dienstleistungssektor, 2019-H1'24*

Wichtige M&A-Themen für Industrie- und Dienstleistungsunternehmen in der zweiten Hälfte des Jahres 2024
Die Akzeptanz der anhaltenden Unsicherheit und der Herausforderungen wird Käufer und Verkäufer ermutigen, M&A zu nutzen, um das Wachstum voranzutreiben und Werte zu schaffen.
Künstliche Intelligenz, Automatisierung, Digitalisierung und andere technologische Fortschritte sind strategische Schwerpunktbereiche für Fusionen und Übernahmen. Unternehmen sind hier mit einem harten Wettbewerb und Disruptionen konfrontiert.
Strategische Überprüfungen des Portfolios werden zu Akquisitionen führen, um Kapazitätslücken zu schließen, und zu Veräußerungen von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerten, um die Kapitalallokation zu verbessern.
Die Aussichten für M&A variieren je nach Sektor: Industrielle Fertigung, Luft- und Raumfahrt und Verteidigung sowie Maschinenbau und Bauwesen werden sich mit wachsendem wirtschaftlichem Optimismus erholen; der Automobilsektor wird sich weiter an die elektrische Zukunft anpassen; und die Unternehmens-dienstleistungen werden sich weiter konsolidieren.
Globale M&A Trends im Maschinen- und Anlagenbau
- Angetrieben durch erhöhten Optimismus der Investoren und mehr Stabilität im makroökonomischen Umfeld, wird eine kurzfristig bis mittelfristige Zunahme der Deal-Aktivitäten erwartet. Zögerliche Investoren könnten bis nach den Wahlen in der zweiten Jahreshälfte abwarten, insbesondere angesichts der Unsicherheit in Bezug auf Inflation, Zinssätze und Regulierungen.
- Der rasante technologische Wandel treibt weiterhin M&A-Aktivitäten voran, da Unternehmen neue Technologien erwerben wollen, um ihre Produktangebote zu verbessern, interne Abläufe zu optimieren und neue Märkte zu erschließen. Entwicklungen in den Bereichen KI, maschinelles Lernen und intelligente Fabriken fördern die Effizienz im industriellen Fertigungssektor.
- Dekarbonisierung und andere Umweltaspekte bleiben zentrale Schwerpunkte. Es besteht ein verstärktes Interesse an nachhaltigeren Herstellungsprozessen und Unternehmen verfeinern ihre Ansätze zur Nachhaltigkeits-Due-Diligence. Trotz eines geringeren Transaktionsvolumens Ende 2023 und Anfang 2024 unterstützen verbessertes Vertrauen der Führungskräfte und Profitabilitätswachstum eine Zunahme der Aktivitäten bis 2025.
Quelle: Global M&A Trends in Industrials & Services – 2024 Mid-Year Outlook

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